Die Freude über Asphalt und eine Dusche

Wie bereits berichtet, haben wir von Mittwoch auf Donnerstag mitten in der Wildnis übernachtet, was eine Nacht ohne lärmenden Verkehr in absoluter Dunkelheit mit sich brachte. Wir wurden von der aufgehenden Sonne geweckt, die langsam über die Berge kroch und das Tal erhellte. Ohne Frühstück ging es dann erst einmal weiter, wir wollten etwas an Höhenmetern verlieren. Die Fahrt führte uns am Fluss entlang durch eine Schlucht aus trockenem Gestein, welches direkt neben uns aufragte. Gelegentlich kamen wir an einem Häuschen oder kleinem Hof vorbei, manchmal auch einer Schule. Der Gegenverkehr hielt sich in Grenzen, wir wurden meistens nett gegrüßt. Die hier heimischen Menschen leben, wie man sich leicht vorstellen kann, in Armut.

Die nächstgrößere Stadt war dann Cachi, wo wir uns mit Brot und Benzin versorgt haben. Der Camper ist mittlerweile komplett sandig, und das nicht nur von außen. Die Sandböhen dringen in jede Fensterritze, sodass selbst im Bad und im Bett Sand zu finden ist. Unser Tankdeckel ist nicht mehr auf zu schrauben, also hat der wirklich liebe Tankwart ihn einfach abgeschraubt und den Schlauch direkt betankt. Nach unserem Frühstück auf einem Platz in Cachi, ging es weiter auf der Ruta 40 Richtung Cafayate. Die Strecke blieb holperig, da es wieder nur einen Schotterweg gab. Ein Highlight des Weges war die Quebrada de las Flechas (wörtlich übersetzt soviel wie „die Schlucht der Pfeile“). Die Steinformationen, die sich in dieser Schlucht auftürmen sind kurios und erinnern wirklich stark an Pfeile. Sie stehen schräg und lehnen sich aneinander.

Nachdem wir nun bereits seit mehreren hundert Kilometern nur auf Schotterwegen unterwegs waren, die uns ganz schön durchgeschüttelt haben, entfuhr uns beiden gleichzeitig ein Jubelruf, als die aspahltierte Ruta 40 in Sicht kam. Endlich konnte man sogar wieder 60 km/h fahren! Wir erreichten heute Nachmittag unseren Campingplatz in Cafayate. Hier ist bereits deutlich zu spüren, dass die Ruta 40 ein Magnet für Touristen ist. So viele blonde, hellhäutige Menschen wie heute Abend auf der Plaza, haben wir in den gesamten letzten Tagen nicht gesehen. Es war herrlich wieder einmal unter einer warmen Dusche zu stehen und ein paar Kleidungsstücke waschen zu können. Der Campingplatz hier ist ziemlich groß, aber noch lange nicht voll besetzt. Es gibt Stromanschluss für die Camper, Wifi und Grillplätze. Die sanitären Anlagen sind in Ordnung und diese Nacht kostet uns für den Camper und zwei Personen 90 pesos.

Morgen früh geht es weiter, das nächste Ziel ist dann San Juan in etwa 870 Kilometern Entfernung, welches wir aber voraussichtlich nicht direkt morgen erreichen werden.
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Die erste Begegnung mit der Ruta 40

Von den Salinas Grandes machten wir uns auf Richtung Süden zur Ruta 40. Auf dem Weg kreuzen wir mehrfach den tren de las nuebes (Zug zu den Wolken). Um genau zu sein kreuzten wir die Schienen, der Zug verkehrt nämlich nur zweimal die Woche.

Die Ausfahrt zur Ruta40 haben wir zunächst knapp verpasst, konnten aber nach einem kurzen Turn bei Kilometer 4.730 starten (die Kilometer der Ruta 40 werden von Süden nach Norden gezählt). Obwohl die Ruta 40 zu großen Teilen asphaltiert sein soll, hatten wir einen Schotterteil erwischt. Schnell ging es bergauf und das mehr als es uns lieb war. Über unzählige Serpentinen zog sich die Straße bis auf knapp unter 5000 Höhenmeter. Die Höhe machte uns auch ganz schön zu schaffen, wir spürten die dünne Luft und hatten mit Kopfschmerzen zu kämpfen.

Oben angekommen pfeifte der Wind so stark, dass der Camper schwankte und wir nicht aussteigen konnten. Bergab war die Fahrt noch deutlich schwieriger mit sehr engen Kurven, steilen Abhängen und zahlreichen Flussdurchquerungen. Da die Sonne langsam unterging, hatten wir auf dieser spannenden Abfahrt sehr schöne Augenblicke. Entspannung brachte uns ein Hörbuch (ein Buch Lenas Wahl, welches Marc an diversen Stellen als „gefühlsbetonte Frauen-Literatur mit vorhersehbarem Ende“ bezeichnete).

Wir hatten uns eigentlich vorgenommen bis nach Cachi zu fahren, aber auch diesmal wurde es zu dunkel. Also parken wir unseren Camper in einer Bucht, geschützt vor dem Wind, an der Ruta 40 irgendwo 70 Kilometer vor Cachi. Hier hatten wir Stille und einen wunderbaren Sternenhimmel wie wir ihn zuvor noch nie erlebt haben. Leider waren es nur knapp über Null Grad, sodass die Vorstellung von einem lauen Sommerabend mit einem Blick in die Sterne nicht ganz die Realität trifft.

Die Nacht hätte sehr ruhig werden können, wenn Lena nicht mit derart starken Kopfschmerzen hätte kämpfen müssen. Immerhin waren wir noch immer auf 3.500 Metern Höhe. Nachdem Marc geweckt wurde, um die Paracetamol zu suchen wurden die Schmerzen irgendwann erträglich und wir konnten bis zum frühen Morgen schlafen.
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Weiße Seen

Nach Purmamarca haben wir uns in Richtung Südwesten aufgemacht zu den Salinas Grandes: den Salzseen. Unsere Route führte uns über einen Pass bis auf 4.100 Meter Höhe, wobei es wirklich irre war zu beobachten wie sich die Serpentinen vor uns den Berg hinauf schlängelten. Kurz danach haben wir vielleicht eine falsche Entscheidung getroffen was die Wahl der Straße betrifft, dies ist im Nachhinein jedoch schwer zu beurteilen. Jedenfalls führte uns die gewählte Route über eine Schotterpiste, auf der wir nur 20-30 km/h fahren konnten. Erschwert wurde die Fahrt zudem durch Sandstürme. Auf den Salzseen angekommen waren wir aber froh, dass wir die unbequeme Route gewählt hatten. Wir standen mitten auf einem weißen See, der ins Nichts führte. Das Gefühl war wirklich cool und einfach unbeschreiblich. Trotz der unglaublichen Location sind wir relativ schnell wieder ins Auto gestiegen, da ein starker Wind herrschte, der eine Mischung aus Sand und Salz mit sich trug. Probiert haben wir den Salzsee im Übrigen nicht 😉
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Die erste Nacht im Camper

Nachdem wir am Dienstag den Camper erhalten haben sind wir zunächst Richtung Norden gestartet. Ziel war es möglichst weit bis in die Nähe von Tilcara zu gelangen. Die Übergabe des Campers hatte sich ein wenig verzögert, sodass wir nicht ganz so früh wie geplant los gekommen sind. Es wurde uns gegen 21:30 zu dunkel für eine Weiterfahrt und so haben wir unser Nachtlager auf einem beleuchteten Platz neben einer Tankstelle aufgeschlagen. Die erste Nacht im Camper war ungewohnt und leider etwas laut aufgrund der angrenzenden Straße, aber wir haben dazu gelernt und stehen heute Abend im Nirgendwo. Dazu später mehr…

Mittwoch morgen haben wir also wieder die Fahrt nach Tilcara aufgenommen. Die Landschaft erinnert an einen Lucky Luke Comic mit staubiger Straße, roten Felsen und riesigen Kakteen. Tilcara liegt auf etwa 3.000 Metern, bis hierher war diese Höhe aber noch nicht sonderlich spürbar. Die Gegend um Tilcara ist bekannt für ihre besonders bunten Felsen, die durch verschiedene Mineralien entstehen. Besonders gut sichtbar wird dies in Purmamarca, den Ort fuhren wir nach Tilcara an.

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On the road…

Nachdem wir heute Mittag mit einer Stunde Verspätung in Salta gelandet sind, haben wir den Camper am Flughafen erhalten. Unser Kontaktmann gab uns eine Einweisung, wir regelten den Papierkram und er brachte uns dann zu einem Supermarkt in der Stadt. Dort konnten wir uns mit einer Erstausstattung versorgen und nun sind wir auf dem Weg Richtung Norden.

 

Gut gelandet in Salta

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Abflug!

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Und irgendwie sind wir aus Versehen in der Business Class gelandet…. gibt Schlimmeres 😉 🙂

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picadura de mosquito

Wir lernen jeden Tag neue Wörter, heute: picadura de mosquito = Mückenstich. Wir haben diesen Begriff extra nachgeschlagen, damit wir uns in Salta mit einem Mittel gegen die Stiche eindecken können. Dies fehlt in unserer Reiseapotheke und gestern wurden wir ordentlich gestochen. Das Ergebnis: Marc 2, Lena 7.

 

Sonntags in Buenos Aires und ein Tag an den Wasserfällen

Den Sonntag haben wir sehr entspannt mit einem Frühstück im Hotel begonnen und uns dann zu Fuß aufgemacht in den zentralen Stadtteil Recoleta. Auch hier zeigte sich Buenos Aires wieder von zwei Seiten. Neben kleinen, nett hergerichteten Häuschen trohnen riesige Skyscraper in oft auch eher traurigem Zustand. Die Fußwege sollte man stets gut im Blick behalten, da man sonst leicht über herausstehende Steinplatten oder in Löcher fällt. Obwohl uns im Vorfeld gesagt wurde, dass man in Buenos Aires auch schon mal Opfer eines Überfalles werden kann (häufig wohl durch Motorradfahrer, die im Fahren Taschen klauen), haben wir uns zu keinem Zeitpunkt ernsthaft bedroht gefüllt. In Deutschland passieren wir auch mit ein wenig Argwohn Obdachlose, die an einer Straßenecke ihr Lager aufgeschlagen haben.

Sowohl in Recoleta als auch in Palermo gibt es Einkaufscenter in europäischem Standard, in denen man die üblichen, bekannten Marken kaufen kann. Preislich sind diese für uns allerdings nicht besonders interessant. Ein Beispiel: Timberland-Schuhe bekommt man hier für etwa 1300 pesos, was circa (je nach Wechselkurs) 120€ entspricht. Je nach Wechselkurs? Ja genau, es gibt natürlich den offiziellen Kurs, aber auch noch einen „Street Price“. Wir haben Glück und können unsere Euros zu einem etwas attraktiverem Kurs, als dem offiziellen, über unseren Camper-Vermieter tauschen.

Nachdem wir uns also tagsüber noch ein wenig mit Buenos Aires vertraut gemacht haben, sind wir dann am Nachmittag wieder in Richtung Flughafen aufgebrochen. In Buenos Aires gibt es zwei davon und für diesen Inlandsflug mussten wir dann nur bis zum innerstädtischen Airport fahren. Mehr schlecht als recht konnten wir mit dem Taxifahrer auf spanisch einige Infos austauschen. Für ihn war wohl etwas verwirrend, dass wir als “ novios“ in verschiedenen Städten leben. Gegen 18:30 ging dann unser Flug nach Iguazú und wir hatten einen klasse Abendflug mit untergehender Sonne in den linken Fenstern. Unser Hotel erreichten wir dann gegen 21:30 und wurden hier mit einem Caipirinha begrüßt.

Die Hotelanlage konnten wir heute Morgen in voller Pracht bei Sonnenlicht bestaunen und man kann wohl zu Recht behaupten, dass diese Unterkunft ziemlich speziell ist. Wir liegen hier etwas abseits und sind umgeben von Bäumen, Palmen und Farnen. Es erklingen die Stimmen der verschiedensten Vogelarten um einen herum und man fühlt sich schon ein bisschen wie mitten im Dschungel.

Heute morgen waren wir bereits ziemlich früh auf den Beinen und haben uns mit dem Bus/einer Klapperkiste auf den Weg zu den Iguazú Falls gemacht. Der Nationalpark auf der argentinischen Seite der Wasserfälle ist stark auf die Touristen ausgelegt und wir waren bei Weitem nicht die einzigen mit Wanderhosen und Turnschuhen. Der Eintritt liegt bei 260 pesos pro Person für Europäer (Argentinier und auch Südamerikaner anderer Länder zahlen weniger). Man gelangt zu Fuß und/oder mit einer kleinen Eisenbahn zu verschiedenen Aussichtsplatformen direkt am Wasser. Wir wollten uns das Anstehen an der Bahn zunächst ersparen und haben uns zu Fuß auf den Weg durch den Wald gemacht. Gut ausgeschildert und durch die gepflasterten Wege geführt, kann man sich nicht verlaufen und findet auf jeden Fall den Weg zu den Fällen. Dort angekommen waren wir wirklich beeindruckt. Bilder und Videos machen dieses Naturwunder nur schwer begreifbar, das muss man gesehen haben! Das Wasser stürzt in einem rasanten Tempo die Fälle herab und man steht auf den Platformen nur knapp darüber oder etwas unterhalb daneben. Es bildet sich ein Nebel, der aus der Tiefe aufsteigt und zu Recht heißt der größte der Fälle „garganta del diabolo“ (Teufelsschlund). Dieses Highlight war auf jeden Fall die Reise wert!

Den Abend haben wir am Hotelpool ausklingen lassen und morgen Früh fliegen wir weiter nach Salta. Dort werden wir den Camper entgegen nehmen, dann werden wir vermutlich nicht mehr so regelmäßig Netz haben.

PS: Wir dürfen nicht vergessen die Waschbären im Nationalpark zu erwähnen, vor diesen wird eindringlich gewahrnt. Die Tiere sind überhaupt nicht menschenscheu und klauen sogar deren Essen. Schuld daran sind aber wohl die Menschen selbst, die den Tieren das Essen direkt vor die Nase halten. Wir haben in einer kleinen Collage die Warnhinweise zusammengestellt 😉

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So lassen wir den Tag jetzt ausklingen…

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