Argentinische Art * Teil 1: Polizeikontrollen

Auf unserem bisherigen Weg sind wir bereits mehrfach durch Polizeikontrollen gefahren. Die Stationen befinden sich überall, meist aber kurz vor oder hinter einer Stadt. Normalerweise wird man einfach durchgewunken von dem Polizisten, der in der Mitte der Straße steht oder der Diensthabende sitzt im Häuschen und schaut den vorbeifahrenden Autos zu. Einige Male wurden wir jedoch auch gebeten kurz anzuhalten, wir kurbelten dann immer das Fenster herunter und hörten uns die Fragen auf Spanisch an. Verstanden haben wir eigentlich so gut wie nie etwas davon. Einmal hörte Lena heraus, dass der Polizist wissen wollte, wo wir hinfahren und antwortete „El Calafate“, woraufhin ein kurioser Dialog begann, der auf unserer Seite am besten mit „nett lächeln und winken“ zu beschreiben wäre. Dieses Prinzip haben wir immer sehr erfolgreich durchgehalten. Ein nettes „no entiendo mucho español“, lächeln, entschuldigen…..und weiter geht’s.

Bis heute.

Wir trafen an einer Kontrollstation auf einen entweder sehr gelangweilten oder sehr fleißigen Polizisten. Jedenfalls konnten wir aus Gesten und Mimik erahnen, dass er wohl Lenas Führerschein sehen wollte, sie fuhr gerade den Wagen. Auch die Fahrzeugpapiere gaben wir ihm. Unser Camper-Vermieter hatte uns noch in Buenos Aires den Tipp gegeben, dass wir bei einer Kontrolle total cool bleiben sollten. Wir hätten alles notwendige an Papieren dabei und der Wagen sei in Ordnung. Die Polizei sollte also keinen Grund haben uns eine Strafe aufzudrücken. Also blieben wir entspannt und warteten geduldig ab, während der Polizist mitsamt der Papiere fünf Minuten hinter dem Wagen stand. Also er wieder hervorkam, war scheinbar alles o.k. und wir durften weiter fahren.

 

Achterbahn-Strecke zum Bergsee

Wir standen heute morgen gegen 7:30 auf und frühstückten zunächst unser Müsli. Leider war die neu angebrochene H-Milch sauer, sodass Lenas Müsli und ein Teil von Marcs Portion in den Müll wanderten. Wir sahen wie sich einer der Hunde darüber freute. Die Strecke, die wir uns für heute vorgenommen hatten, war wesentlich kürzer, als die der letzten Tage. Wir planen weiterhin auf der Ruta 40 zu bleiben und den Abstecher nach Puerto Madryn zu canceln. Der Ort am Atlantik stand bisher immer zur Debatte, da sich dort die Orkas und Pinguine im Oktober tummeln und wir uns das gern angesehen hätten. Dazu müssten wir ab jetzt aber jeden weiteren Tag straffe Kilometer machen und hätten kaum Zeit uns vor Ort noch einmal genauer umzusehen oder wandern zu gehen. Deshalb bleiben wir im Westen in den Anden und genießen diese herrliche Gegend.

Die Strecke heute war größtenteils angenehm zu fahren und es machte Spaß am Steuer zu sitzen. Die Straße schlängelte sich in ruhigen Kurven um die Hügel und machte sehr oft Bögen nach oben und unten, sodass man sich ein wenig wie der erste Wagen in der Achterbahn fühlte. Wir fuhren immer wieder auf einen Hügel zu ohne sehen zu können was dahinter liegt und kurz darauf ging es steil bergab.

Seit gestern sehen wir vermehrt den Condor entlang unserer Route fliegen. Gestern sind wir deshalb kurz vor Las Leñas bereits einmal ausgestiegen, um sie durch das Fernglas zu beobachten. Heute fraß einer direkt vor uns auf der Straße an einem toten Tier und ein anderer flog knapp über uns, sodass wir ihn richtig gut sehen konnten.

Gegen frühen Nachmittag kamen wir heute in San Martin de los Andes an, wo wir uns zunächst im Supermarkt mit einigen Dingen versorgten. Überschlägt man die Preise grob mit einem Kurs von 1 zu 10, dann ist man ziemlich erstaunt von den hohen Lebensmittelpreisen. Ein Liter Milch kostet 15 pesos, Müsli 500gr 36 pesos, ein Liter Apfelsaft 20 pesos. So tragen wir meist ein recht dickes Bündel an Geldscheinen mit uns herum, was etwas ungewohnt ist. Münzen hatten wir erst zweimal in der Hand.

Wir erfuhren in der Touristeninfo, dass die hier in Massen vorhandenen Campingplätze alle noch keine Saison haben und deshalb geschlossen sind. Dies erstaunte uns, denn bisher waren immer alle Campingplätze geöffnet. San Martin ist ein wirkliches Touri-Dorf. Im Sommer wird hier gewandert, im Winter Ski gefahren. Es reiht sich ein Laden mit Souveniers an den nächsten und eine besondere Spezialität sind hier die Schokoladenmanufakturen. Für Argentinier mag das bei der normalen, sehr beschränkten Auswahl an Schokolade in den Supermärkten ein totales Paradies sein. Für uns sind die Läden aber mit Geschäften wie Hussel vergleichbar.

Wir werden heute Nacht an der Plaza, dem Dorfplatz, stehen bleiben und campen. Im Nationalpark, der direkt neben San Martin beginnt, ist wildes Campen nämlich nicht erlaubt. San Martin liegt in einem Tal zwischen Bergen, die an die Schweiz oder Österreich erinnern und es grenzt an einen wunderschönen Bergsee. Am Ufer herrscht eine steife Brise. Den See sind wir vorhin ein Stück entlanggelaufen, den Serpentinen folgend erst hoch und dann wieder herunter. Man hat einen traumhaften Blick auf den langgezogenen See, der direkt an steile Berge grenzt. Die Sonne stand bereits tiefer und tauchte den See in silbernes Licht. Der Blick von dort oben auf San Martin ist idylisch, kein Wunder, dass sich die Siedler hier niederließen und dieses Städtchen auch heute noch so beliebt ist.

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Hallo Patagonien

Einige Kilometer hinter Malargüe wurde die Ruta 40 zur Baustelle, dies war uns aber aus Reiseführer und Atlas bekannt und wir entschieden uns bewusst dafür den kurzen holprigen Weg zu nehmen anstelle einer größeren Umleitung über Nequen im Osten. Wir wurden also zwangsläufig langsamer, konnten dafür aber auch die Landschaft eingehender betrachten. Der Rio Grande begleitete uns nun ein ganzes Stück zu unserer Linken. Die Gegend hier ist sehr sandig, teilweise bilden sich richtige Dünen. Wir passierten eine Brücke unter der eine schwarze Schlucht aus Lavagestein den Rio Grande führte. Wir hätten uns sehr gerne zur Übernachtung an die Laguna Blanca gestellt, ein See in einem Tal mit einem herrlichen Panorama. Dummerweise war das Gebiet hier aber schon von einheimischen Bewohnern besetzt und umzäunt. So fuhren wir der Sonne entgegen weiter die sanften Serpentinen entlang bis nach Chos Malal. Dort übernachteten wir auf dem städtischen Campingplatz, der wirklich großes Potenzial besitzt was seinen Standort direkt an der Promenade der Flusses betrifft, aber leider ziemlich alte und ungepflegte Sanitäranlagen hat. Wir waren die Einzigen und teilten uns den Schlafplatz nur mit einigen Straßenhunden.

PS: Die erste Speicherkarte mit 8GB ist bereits voll 🙂

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Den Anden folgend

Wie wir beschrieben haben, war der Samstag nicht unser bester Tag, die Wahl unseres Nachtlagers ist uns jedoch gut gelungen. Wir standen an einer YPF, diese Kette von Tankstellen ist hier weit verbreitet und in den meisten Fällen sehr ordentlich geführt.
Dieses Exemplar südlich von Mendoza zeichnete sich aus durch viele und freundliche Mitarbeiter, einen gut ausgebauten Verkaufsraum sowie eine Restobar nebenan über die wir unser WIFI beziehen konnten. Wir waren nicht die Einzigen auf dem großen Parkplatz, einige Trucker leisteten uns Gesellschaft.

Am Sonntagmorgen machten wir uns wieder auf Richtung Süden. Zu unserer Rechten begleiteten uns die schneebedeckten Kuppen der Anden. Nach und nach liessen wir die Weinfelder der Region Mendoza hinter uns und die Landschaft wurde wieder bergiger. Die Ruta 40 führte uns vorbei an San Rafael und dem Skigebiet Las Leñas bis nach Malargüe.
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Was beim Autofahren zu beachten ist

Folgende Wesen überqueren gerne die Straßen oder bleiben wahlweise auch mitten darauf oder direkt daneben stehen:

Rinder
Pferde
Esel
Hühner
Hunde (tot oder lebendig)
Schafe
Ziegen
Katzen
Alpakas
Lamas
Kühe
Menschen
Vögel
Füchse
Luchse (zumindest glauben wir, dass es einer war)
Gänsefamilien
Echsen
eine mini-Strauß-Art
Gürteltiere

…to be continued…

 

Eine kleine Pechsträhne

Unsere Nacht im Nationalpark Talampaya hätte ruhig und erholsam werden können, wurde Lena nicht durch das Surren einer Mücke geweckt. Nachdem Marcs Taschenlampe angeknipst war ging es auf Mückenjagd. Es stellte sich heraus, dass Mücke Nummer 1 ihre komplette Crew dabei hatte und so wurde die Aktion ausgebaut. Um mehr Schlagkraft zu haben, denn die Mücken 6 und 7 erwiesen sich als sehr schnell und zäh, nahm Lena anstelle von Papier nun ein Tuch zur Hand. An Schlaf war mittlerweile nicht mehr zu denken, auch für Marc nicht. Lena legte sich weiter auf die Lauer bis endlich Ruhe im Camper war.

Am Morgen waren wir beide, aber besonders Lena, die mehr Schlaf braucht, entsprechend müde und gut gelaunt. Lena machte sich auf zur Rezeption des Parks, wo sie zunächst 10 Minuten warten musste, bis zwei ziemlich verpeilte Damen ihr Geld bezahlt hatten und ihre Fragen beantwortet wurden. Mal wieder wurde Lenas Frage, ob der Mitarbeiter denn englisch spräche mit einem Nein beantwortet. Fröhlich erklärte er in gewohnt rasantem Spanisch, was die verschiedenen Möglichkeiten seien den Park zu besichtigen mit den dazugehörigen Preisen. Ein weiterer Mitarbeiter, der nach der Möglichkeit per Rad in den Park zu fahren, gefragt wurde, sprach in einem solchen Dialekt, dass Lena gar nichts verstand. Sie kehrte mit diesem Halbwissen zum Camper zurück und teilte Marc mit, dass der Eintritt mit Tour umgerechnet etwa 50€ pro Person kostet. Im eigenen Wagen wäre der Park nicht zu befahren. Beim Einstieg in den Camper stoß sich Lena kräftig die Rübe an einem Oberschrank. Dies trug natürlich zur Steigerung der guten Laune bei.

Wir beschlossen den Park nicht zu besichtigen, da uns der Preis nicht angemessen erschien, und fuhren stattdessen weiter nach Mendoza. Während der Fahrt stellten wir wieder ein Hörbuch an, welches sich als absolut schwach entpuppte und wir nach etwa einem Drittel aufgaben der wirren Story einen Sinn zu entnehmen. Das Highlight des Tages: wenig Verkehr, größtenteils guter Asphalt und eine weite Landschaft mit Bergen im Hintergrund. Während der Fahrt schlug Lena noch einmal im Reiseführer nach, was dort zum Nationalpark stand und es stellte sich heraus, dass wir beide ziemlich dusselig gewesen sind. Alle Infos waren hier vorhanden, wir hätten einfach nur den Text zu Ende lesen müssen. In Mendoza wollten wir den Campinplatz aufsuchen, um danach noch ein wenig Zeit für eine Stadtbesichtigung zu haben. Der erste Platz war uns sehr suspekt und erschien uns nicht sicher, so machten wir uns auf zu den Campingplätzen etwas außerhalb der Stadt. Diese waren jedoch noch ominöser und so fuhren wir wieder aus der Stadt heraus. Das zu schaffen war allerdings gar nicht so einfach. Die Argentinier setzen Blinker und Warnlicht ein, wie es ihnen beliebt, die Vorfahrtsregeln sind uns immer noch nicht ganz klar und das Navi lotste uns mitten durch die Innenstadt. Wir überlegten uns noch ein paar frische Lebensmittel einzukaufen, unsere Äpfel hatte uns die Grenz-Polizei nämlich bei der Einfahrt in die Region abgenommen. Wir fuhren also einen riesigen Walmart in Mendoza an, dieser hatte allerdings eine Höhenbeschränkung für 2,10m hohe Fahrzeuge. Unser Camper ist 2,30m hoch. Also weiter zum nächsten Supermarkt: Makro. Er stellte sich als eine Art Metro heraus und das Einzige, was es dort nicht zu kaufen gab, waren frisches Obst und Gemüse. Immerhin konnten wir überhaupt ohne eine Karte etwas kaufen. Nun stehen wir an einer Tankstelle neben einem Weinstock und werden heute Nacht hier hoffentlich ruhig schlafen.

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Straßen bis zum Horizont

Nach unserem Frühstück auf dem Campingplatz sind wir gegen 9:00 aufgebrochen in Richtung Süden. Die Gegend um Cafayate herum ist berühmt für ihren Weinanbau und so führte uns die Ruta 40 vorbei an Weinreben und mal kleineren, mal größeren Weingütern. Man kann ganz gut erkennen, dass der Weinanbau hier bei einigen Gütern für einen gewissen Wohlstand sorgt. Die Anwesen erinnern mit ihren repräsentativen Eingangstoren und Grundstücksmauern an Weingüter in Frankreich. Die Weite dieser Gegend wurde uns jetzt noch einmal richtig bewusst, da die Ruta 40 streckenweise schnurgerade verläuft und sich im Horizont verliert.

Nach Chilecito wurde die Gegend wieder bergig und wir fuhren über Serpentinen durch die Canyons. Um in den Nationalpark Talampays zu gelangen, verließen wir die Ruta 40 und bogen nach Südosten ab. Der Plan war im Park auf dessen Campingplatz zu übernachten und am nächsten Tag den Park zu besichtigen. Wir hatten einen sehr schönen Weitblick und einen traumhaften Sonnenuntergang, dazu gab es Nudeln mit Paprika-Tomateb-Soße. Die Nacht verbrachten wir als einzige Touris zusammen mit einer geführten Tour aus Ulm, die in einem riesigen Bus unterwegs war, auf dem Platz.

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Abendessen bei Sonnenuntergang

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Man wird erfinderisch

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Frühstück

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